Dr. Erdal Kaynar

Historiker, Centre d’études turques, ottomanes, balkaniques et centreasiatique CETOBAC, Paris; 2013/14 Research Fellow am IFK, Wien

Die Geschichte der MigrantInnen ist immer noch verkannt. Das Problem ist hierbei nicht nur, dass die Migration unzureichend erforscht wird, sondern eher die Art und Weise, wie dieses geschieht. So tauchen MigrantInnen in bestehenden Studien sowie im offiziellen Diskurs nahezu ausschließlich als Opfer oder als Elemente abstrakter Statistiken auf, die auf verschiedene Probleme der Mehrheitsgesellschaft hinweisen und im besten Falle als ein moralischer Verweis für den Multikulturalismus des Landes fungieren.

Ein Archiv der Migration kann der Ausganspunkt sein, um dieser Sichtweise entgegenzutreten und die MigrantInnen als Akteure der Geschichte darzustellen. Dadurch wird sich nicht nur ergeben, wie MigrantInnen die Geschichte des sogenannten Empfangslandes mitbestimmt haben, sondern im Zuge der Jahrzehnte ein Vermächtnis von Errungenschaften und Freiräumen erschaffen haben, deren Kenntnis heutigen und künftigen politischen Kämpfen dienlich sein kann.

 

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